Gegenmacht oder exklusive Solidarität? Zum Charakter der Gewerkschaften heute

Zeit: 11.06.2016, 10.00-17.00 Uhr

Wir wollen uns in diesem Workshop mit der Frage beschäftigen, welche Rolle gewerkschaftliche Organisierung für den Aufbau von Lohnabhängigenmacht gegenwärtig spielt. Wir nähern uns der Frage aus zwei Richtungen, theoretisch und historisch. Theoretisch gehen wir der Frage nach ob und wie Gewerkschaften zum Aufbau von ArbeiterInnenmacht gegenüber dem Kapital beitragen. Ergänzt wird dieser theoretische Zugang durch einen geschichtlichen, indem wir fragen, ob und wie sich dies in verschiedenen historischen Phasen unterscheidet.

 

Ausgangspunkt unserer Diskussion werden dabei zwei aktuelle Diagnosen sein. Die eine unterstellt einen weithin sozialpartnerschaftlichen Charakter der Gewerkschaften, der dazu führt, dass Gegenmacht gegenüber den Unternehmen kaum mehr organisiert wird. In erster Linie bestünde ein Interesse an partnerschaftlichen Beziehungen. Die zweite Diagnose behauptet die heutigen im DBG organisierten Einzelgewerkschaften organisierten zwar in Betrieben und Arbeitsmärkten Gegenmacht, dies allerdings nur für einen kleiner werdenden Teil der Lohnabhängigen. Dieser „fraktale Charakter“ habe sich insbesondere in der Wirtschaftskrise ab 2008 gezeigt. Was ist von diesen Diagnosen zu halten?

Um sie einordnen und kritisieren zu können werden wir uns mit theoretischen und geschichtlichen Grundlagentexten beschäftigen.

  • Im ersten Block (10-12 Uhr) setzen wir uns mit grundlegenden Gewerkschaftstheorien auseinander, die den Zusammenhang von Kapitalismus und gewerkschaftlicher Organisierung zum Gegenstand machen. Das Augenmerk wird hierbei auf den sog. Doppelcharakter der Gewerkschaften als Gegenmacht und Ordnungsfaktor sowie als sog. Intermediäre Organisationen gelegt, die zugleich Lohnabhängigeninteressen und die Imperative des kapitalistischen Systems verarbeiten.

  • Im zweiten Block (13-15 Uhr) gehen wir den Widersprüchen der gewerkschaftlichen Organisation nach, indem wir uns mit dem Phänomen der Bürokratie beschäftigen. Der Aufbau von gewerkschaftlicher Organisationsmacht geht einher mit der Entstehung eines Apparates von Hauptamtlichen und formaler Verfahrensregeln und Routinen. Welche Rolle spielt diese Bürokratie realiter für die alltägliche Gewerkschaftsarbeit und für Arbeitskämpfe?

  • Im dritten Block (15.30-17.30) beschäftigen wir uns mit der geschichtlichen Veränderung der deutschen Gewerkschaften. Wir beginnen mit dem Neuaufbau der Gewerkschaften nach 1945 und enden erneut bei der eingangs erwähnten Diagnose, die heutigen Gewerkschaften agierten als »fraktale Organisationen«, die lediglich selektiv Solidarität zwischen Beschäftigten organisieren. Wir erörtern dabei die aktuelle Beziehung der Gewerkschaften zum Staat.

Um eine Anmeldung wird bis zum 25.05.2016 an info(at)okg-mail.de gebeten. Zur Vorbereitung wird eine Textsammlung herumgeschickt.

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